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Sachwertverfahren: So ermitteln Sie den Sachwert Ihrer Immobilie

  • Autorenbild: immohacks
    immohacks
  • 10. Sept. 2024
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 25. März

Das Sachwertverfahren ist eine bewährte Methode zur Bewertung von Immobilien, insbesondere dann, wenn keine ausreichenden Vergleichswerte für eine Marktwertanalyse zur Verfügung stehen. In diesem Ratgeber erfahren Sie Schritt für Schritt, wie Sie den Sachwert Ihrer Immobilie ermitteln können. Wir gehen auf alle relevanten Begriffe wie Bodenwert, Herstellungskosten, Gebäudesachwert und Alterswertminderung ein und erklären die Berechnung des vorläufigen Sachwerts sowie die Anwendung des Marktanpassungsfaktors.



Hände, die auf eine Statistik zeigen


1. Was ist das Sachwertverfahren?


Das Sachwertverfahren ist eine der drei wesentlichen Bewertungsmethoden für Immobilien, neben dem Vergleichswertverfahren und dem Ertragswertverfahren. Es wird vor allem dann angewendet, wenn es für die Immobilie keine vergleichbaren Verkaufsobjekte gibt, die als Grundlage für eine Bewertung dienen könnten. Das Sachwertverfahren wird häufig bei der Bewertung von selbstgenutzten Einfamilienhäusern, Eigentumswohnungen und Gewerbeimmobilien eingesetzt.

Ziel des Sachwertverfahrens ist es, den Sachwert der Immobilie zu ermitteln. Der Sachwert setzt sich aus dem Bodenwert und dem Gebäudesachwert zusammen. Die Berechnung erfolgt in mehreren Schritten, die wir Ihnen im Folgenden näher erläutern.



2. Schritt: Ermittlung des Bodenwerts


Der erste Schritt im Sachwertverfahren ist die Ermittlung des Bodenwerts. Der Bodenwert stellt den Wert des unbebauten Grundstücks dar. Zur Berechnung des Bodenwerts wird der Bodenrichtwert herangezogen, der regelmäßig von den Gutachterausschüssen der Kommunen festgelegt wird. Der Bodenrichtwert gibt an, wie viel ein Quadratmeter unbebautes Land in einer bestimmten Lage wert ist.

Um den Bodenwert zu berechnen, multiplizieren Sie den Bodenrichtwert mit der Grundstücksfläche. Das Ergebnis ist der Bodenwert Ihrer Immobilie.

Beispiel: Angenommen, der Bodenrichtwert beträgt 400 Euro pro Quadratmeter und Ihr Grundstück ist 600 Quadratmeter groß, dann ergibt sich ein Bodenwert von 240.000 Euro.


3. Schritt: Berechnung des Gebäudesachwerts


Der Gebäudesachwert ist der Wert des auf dem Grundstück stehenden Gebäudes. Zur Ermittlung des Gebäudesachwerts werden die Herstellungskosten des Gebäudes herangezogen, also die Kosten, die für den Bau des Gebäudes erforderlich waren. Diese Herstellungskosten werden durch die Alterswertminderung angepasst, um den aktuellen Wert des Gebäudes zu bestimmen.


Die Berechnung des Gebäudesachwerts erfolgt in drei Schritten:


  1. Bestimmung der Bruttogrundfläche (BGF): Die Bruttogrundfläche ist die Summe der Grundflächen aller Geschosse des Gebäudes. Sie wird in Quadratmetern angegeben und ist eine wichtige Grundlage für die Berechnung der Herstellungskosten.


  2. Ermittlung der Herstellungskosten pro Quadratmeter: Die Herstellungskosten pro Quadratmeter hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie der Bauweise, der Ausstattung und der Qualität des Gebäudes. Diese Werte können aus Tabellen abgelesen werden, die von Sachverständigen oder Behörden bereitgestellt werden.


  3. Berechnung des vorläufigen Gebäudesachwerts: Der vorläufige Gebäudesachwert ergibt sich aus der Multiplikation der Bruttogrundfläche mit den Herstellungskosten pro Quadratmeter.


Beispiel: Nehmen wir an, die Bruttogrundfläche Ihrer Immobilie beträgt 200 Quadratmeter und die Herstellungskosten pro Quadratmeter betragen 1.500 Euro. Dann ergibt sich ein vorläufiger Gebäudesachwert von 300.000 Euro.



4. Schritt: Berücksichtigung der Alterswertminderung


Ein Gebäude verliert im Laufe der Zeit an Wert. Dies wird als Alterswertminderung bezeichnet. Die Alterswertminderung berücksichtigt den Verschleiß und die Alterung des Gebäudes und führt zu einer Reduzierung des vorläufigen Gebäudesachwerts.

Die Alterswertminderung wird in der Regel in Prozent ausgedrückt und kann anhand des Baujahrs und der Restnutzungsdauer des Gebäudes ermittelt werden. Je älter das Gebäude ist, desto höher ist die Alterswertminderung.

Beispiel: Angenommen, die Alterswertminderung Ihres Gebäudes beträgt 30%. Dann wird der vorläufige Gebäudesachwert um 30% reduziert. In unserem Beispiel mit einem vorläufigen Gebäudesachwert von 300.000 Euro ergibt sich ein endgültiger Gebäudesachwert von 210.000 Euro.


5. Schritt: Zusammenführung von Bodenwert und Gebäudesachwert


Nachdem Sie den Bodenwert und den Gebäudesachwert ermittelt haben, können Sie den vorläufigen Sachwert Ihrer Immobilie berechnen. Der vorläufige Sachwert ergibt sich aus der Summe von Bodenwert und Gebäudesachwert.

Beispiel: Nehmen wir an, der Bodenwert Ihrer Immobilie beträgt 240.000 Euro und der Gebäudesachwert nach Berücksichtigung der Alterswertminderung beträgt 210.000 Euro. Der vorläufige Sachwert Ihrer Immobilie beträgt dann 450.000 Euro.



6. Schritt: Anwendung des Marktanpassungsfaktors


Der vorläufige Sachwert gibt den Wert Ihrer Immobilie auf Basis der Herstellungskosten und des Bodenwerts wieder. Dieser Wert spiegelt jedoch nicht unbedingt den aktuellen Marktwert wider, da er keine Berücksichtigung der aktuellen Marktlage findet. Daher wird im Sachwertverfahren der sogenannte Marktanpassungsfaktor verwendet, um den vorläufigen Sachwert an die aktuellen Marktbedingungen anzupassen.

Der Marktanpassungsfaktor wird von Gutachterausschüssen ermittelt und gibt an, wie stark der vorläufige Sachwert an den Marktwert angepasst werden muss. Der Faktor kann größer oder kleiner als 1 sein, je nachdem, ob der Marktwert über oder unter dem vorläufigen Sachwert liegt.

Beispiel: Angenommen, der Marktanpassungsfaktor beträgt 1,1. Dann multiplizieren Sie den vorläufigen Sachwert Ihrer Immobilie (450.000 Euro) mit 1,1, um den endgültigen Sachwert zu erhalten. Der Sachwert Ihrer Immobilie beträgt in diesem Fall 495.000 Euro.


7. Abschluss: Sachwertverfahren: Zusammenfassung und Bewertung


Das Sachwertverfahren bietet eine systematische und transparente Methode zur Ermittlung des Sachwerts einer Immobilie. Durch die Berücksichtigung von Bodenwert, Herstellungskosten und Alterswertminderung liefert das Verfahren eine fundierte Grundlage für die Immobilienbewertung. Allerdings sollte der Sachwert stets in Relation zu den aktuellen Marktbedingungen betrachtet werden, was durch die Anwendung des Marktanpassungsfaktors geschieht.



Zusammengefasst sind die wichtigsten Schritte zur Ermittlung des Werts Ihrer Immobilie im Sachwertverfahren:


  1. Ermittlung des Bodenwerts: Multiplizieren Sie den Bodenrichtwert mit der Grundstücksfläche.


  2. Berechnung des vorläufigen Gebäudesachwerts: Bestimmen Sie die Bruttogrundfläche, multiplizieren Sie diese mit den Herstellungskosten pro Quadratmeter und berücksichtigen Sie die Alterswertminderung.


  3. Berechnung des vorläufigen Sachwerts: Addieren Sie Bodenwert und Gebäudesachwert.


  4. Anwendung des Marktanpassungsfaktors: Passen Sie den vorläufigen Sachwert an die aktuellen Marktbedingungen an.


Das Sachwertverfahren wird insbesondere dann angewendet, wenn es keine ausreichenden Vergleichswerte für eine direkte Marktwertanalyse gibt. Es eignet sich daher gut für die Bewertung von Immobilien, bei denen der Wert hauptsächlich durch die Herstellungskosten und den Bodenwert bestimmt wird, wie bei Einfamilienhäusern oder speziellen Gewerbeimmobilien.

Durch die systematische Vorgehensweise ermöglicht das Sachwertverfahren eine nachvollziehbare und transparente Bewertung, die sowohl für Käufer als auch für Verkäufer eine verlässliche Grundlage bietet.

Nachdem Sie den vorläufigen Sachwert Ihrer Immobilie berechnet haben, ist es wichtig, diesen Wert in den Kontext des aktuellen Immobilienmarktes zu setzen. Das Sachwertverfahren ist besonders nützlich, wenn es darum geht, eine Immobilie zu bewerten, deren Marktwert nicht einfach durch den Vergleich ähnlicher Objekte ermittelt werden kann. Dennoch ist der vorläufige Sachwert, der durch die Summe von Bodenwert und Gebäudesachwert entsteht, nur ein Ausgangspunkt.



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Im nächsten Schritt wird der vorläufige Sachwert durch den sogenannten Marktanpassungsfaktor angepasst. Der Marktanpassungsfaktor ist eine Größe, die regelmäßig von Gutachterausschüssen ermittelt wird und die Marktentwicklung in der Region widerspiegelt. Diese Anpassung ist notwendig, da der vorläufige Sachwert allein nicht unbedingt den tatsächlichen Marktwert der Immobilie widerspiegelt. Der Marktanpassungsfaktor berücksichtigt dabei aktuelle Entwicklungen wie Angebot und Nachfrage auf dem Immobilienmarkt, die in den Herstellungskosten und dem Bodenrichtwert nicht abgebildet sind.

Ein weiterer Aspekt, den Sie im Sachwertverfahren berücksichtigen sollten, ist die spezifische Lage Ihrer Immobilie. Der Bodenwert, der ein wichtiger Bestandteil des vorläufigen Sachwerts ist, variiert stark je nach Lage des Grundstücks. Besonders in städtischen Gebieten kann der Bodenwert einen erheblichen Teil des vorläufigen Sachwerts ausmachen. Hierbei spielt der Bodenrichtwert, der vom Gutachterausschuss regelmäßig aktualisiert wird, eine zentrale Rolle. Es ist ratsam, bei der Ermittlung des vorläufigen Sachwerts stets den aktuellsten Bodenrichtwert zu verwenden.



Auch die Berücksichtigung von besonderen objektspezifischen Merkmalen kann den vorläufigen Sachwert beeinflussen. Dazu gehören beispielsweise außergewöhnliche bauliche Eigenschaften, die sich nicht in den Standardherstellungskosten widerspiegeln, oder bauliche Mängel, die eine zusätzliche Wertminderung nach sich ziehen könnten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Sachwertverfahren eine präzise und strukturierte Methode zur Ermittlung des Werts Ihrer Immobilie darstellt. Der vorläufige Sachwert, der durch die Kombination von Bodenwert und Gebäudesachwert ermittelt wird, ist dabei ein wesentlicher Ausgangspunkt. Durch die Anwendung des Marktanpassungsfaktors und die Berücksichtigung spezifischer Merkmale Ihrer Immobilie kann der vorläufige Sachwert schließlich zu einem realistischen Marktwert angepasst werden. So bietet das Sachwertverfahren eine fundierte Basis für die Bewertung von Immobilien, die sich in der Praxis vielfach bewährt hat.


Fazit: Sachwertverfahren


Das Sachwertverfahren ist ein unverzichtbares Instrument zur Immobilienbewertung, besonders in Situationen, in denen keine vergleichbaren Verkaufsdaten zur Verfügung stehen. Es berücksichtigt den Bodenwert, die Herstellungskosten sowie die Alterswertminderung und ermöglicht so eine fundierte Ermittlung des Sachwerts. Der vorläufige Sachwert wird schließlich durch den Marktanpassungsfaktor an die aktuelle Marktlage angepasst, wodurch sich ein realistischer Wert ergibt, der sowohl für den Kauf als auch den Verkauf von Immobilien eine wichtige Orientierung bietet.

Wenn Sie den Sachwert Ihrer Immobilie selbst ermitteln möchten, können Sie die oben beschriebenen Schritte nutzen, um eine erste Einschätzung vorzunehmen. Für eine detaillierte Bewertung und die Anwendung des Marktanpassungsfaktors sollten Sie jedoch einen Sachverständigen zu Rate ziehen, der Ihnen eine professionelle Bewertung Ihrer Immobilie erstellt. Der Sachwert Ihrer Immobilie kann Ihnen wertvolle Informationen bieten, sei es für den Verkauf, den Kauf oder die Vermögensplanung.



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